von Laurenz Schneider.
Die Affiche hätte nicht besser, aber auch nicht brisanter sein können als ein Wiedersehen mit dem SV Muttenz im Final des Basler-Cups. Dieser Partie kam nach dem sehr emotionsgeladenen und unglücklich verlorenen, die Meisterschaft zu Gunsten der Muttenzer entscheidenden Speil vom 1. Mai eine ganz besondere Bedeutung zu. Da musste man die Jungs und den Trainer nicht speziell motivieren – die Aussicht auf Revanche war Antrieb genug.
Die Vorbereitung war akribisch wie stets: Fabio De Simone hatte extra zwei Training auf dem Kunstrasen in Reinach organisieren können zwecks Angewöhnung an den speziellen Untergrund. Und am Spieltag selbst griff der Trainer gleich nochmals in die «Taktikkiste»: Die Oberwiler standen für den Meister SV Muttenz beim Einlaufen Spalier.
Ob es auf diese spezielle Ehrung zurückzuführen war, dass die Muttenzer nicht so richtig bei der Sache waren und – eh sie sich versahen – bereits nach acht Minuten und nach zwei souverän, von Raoul Bernasconi abgeschlossenen Angriffen mit 2:0 in Rückstand lagen….?
Nach diesem Startfurioso verlief die trotz enormer Hitze über weite Strecken engagiert und fair geführte Partie sehr ausgeglichen. Obwohl dem SV Muttenz in der 11. Minute mit einem abgefälschten Weitschuss der Anschlusstreffer gelang, wurde es für die Oberwiler nie so richtig eng. Dies auch deshalb, weil sie kurz nach Auslassen einer Grosschance in der 38. Minute mit dem dritten Treffer, erzielt von Mike Stirnemann, den beruhigenden 2-Tore Vorsprung wieder hergestellt hatten.
Angst um den FC Oberwiler musste man nur zu Beginn der zweiten Halbzeit haben, als sie mit für diese Mannschaft völlig atypischen Fehlern in der Defensive dem Gegner innerhalb von nur 4 Minuten (!) gleich zwei Tore herschenkten und es plötzlich Unentschieden stand. Aber wieder einmal zeigten die Jungs unglaublich viel Charakter, Moral und Kampfkraft. Sie liessen sich nicht aus dem Konzept bringen und fingen sich wieder. Es war Colin Mengiardi, der in der 79. Minute mit einem wuchtigen Kopfball der herrliche Siegtreffer gelang.
Die letzten Minuten waren nicht nur wegen der stechenden Sommersonne quälend lang. Aber der FC Oberwil brachte das Ding letztlich nach Hause. So wurde an diesem Nachmittag zwar viel, viel Schweiss, aber zum Glück weder Blut noch Oberwiler Tränen vergossen! Und in einem ersten Moment nach dem erlösenden Abpfiff war nicht so klar, was denn bei Spielern und Oberwiler Fans letztlich überwog – die Erschöpfung, die Erleichterung, die Genugtuung ob der gelungenen Revanche oder schlicht und einfach die Freude über den errungenen Sieg! Irgendwie vermischte sich alles im grossen Jubel, der bei der verdienten Medaillen- und Pokalübergabe nochmals einen Höhepunkt erreichte!
So endet dieser denkwürdige und historische Hitzesamstag vom 18. Juni 2022 mit dem ersten Cupsieg in der Geschichte des FC Oberwil! Wieviel Charakter, Solidarität und Empathie und Reife in diesen Jungs steckte, zeigte auch die Tatsache, dass sie im Andenken an Hüseyin mit Trauerflor spielten und ein Trikot mit seinem Namen aufspannten. Ein Riesenkompliment an die ganze Mannschaft und den Trainer – dieser Cupsieg ist so was von verdient und so was von cool!!